Bahnunfall bei Gifhorn – Zwei Güterzüge kollidierten – Ein Mensch schwer verletzt

××× Artikelaktualisiert: 01.12 ×××

Landkreis Gifhorn – Ein schwerer Bahnunfall ereignete sich in den frühen Morgenstunden des Donnerstags (17.11.) zwischen Dalldorf und Leiferde. Eine Person erlitt dabei schwere Verletzungen, austretendes Propangas beschäftigte die Einsatzkräfte über Stunden.

Umgestürzter Kesselwagen, Foto: Bundespolizeiinspektion Hannover 

Kurz vor 3:40 Uhr in der Früh kam es zu dem Unfall. Ein Güterzug, welcher auf der Bahntrasse in Richtung Wolfsburg unterwegs war, stand an einem Haltesignal. Kurz darauf spürte der Triebwagenführer einen Schlag. Er verlies seine Lok und stellte fest, dass am Ende ein weiterer Güterzug auf seinen Zug aufgefahren war. Daraufhin verständigte er über den Notruf die Einsatzkräfte. Elf der 13 Feuerwehren der Samtgemeinde Meinersen rückten kurz darauf aus. Als einer der ersten war der Samtgemeindebrandmeister und Einsatzleiter Sven J. Mayer am Ort des Geschehens. Der 45- jährige Fahrer des aufgefahrenen Zuges konnte von der Feuerwehr befreit und an den Rettungsdienst übergeben werden. Er kam mit schweren Verletzungen in das Krankenhaus nach Gifhorn. Der Fahrer des stehenden Zuges kam mit dem Schrecken davon. Durch den Unfall waren mehrere Wagons sowie die Lok aus dem Gleis gehoben wurden, einige Kesselwagons waren umgekippt. „Bei der Erkundung der Einsatzstelle stellte ich fest, dass aus den umgekippten Kassenwagons Gas ausströmt.“ Über die am Kesselwagen angebrachte Nummerntafel Gefahrgut stellte sich heraus, dass es sich um Propangas handelt. Das Gas ist im bestimmten Mischungsverhältnis mit Sauerstoff hochexplosiv. „Wir haben uns dementsprechend von der Einsatzstelle zurückgezogen und weiträumige Absperrmaßnahmen eingeleitet“, so Mayer weiter. In die Nähe der verunfallten Wagons gingen nur noch Einsatzkräfte mit speziellen explosionsgeschützten Gerätschaften. Die Feuerwehr sperrte alle Zuwegungen zur Unfallstelle ab, von der Polizei wurde die Straße zwischen Meinersen und Dalldorf für den Verkehr gesperrt. Die Gefahrgutzüge Gifhorn und Nord der Kreisfeuerwehr wurden ebenso alarmiert wie die Technische Einheit Drohne. Die Mitglieder der Gefahrgutzüge übernahmen mit Chemikalien Schutzanzügen (CSA) die weitere Erkundung der Einsatzstelle. Von der Technischen Einheit Drohne erhielt die Einsatzleitung Übersichtsaufnahmen der Unfallstelle. Insgesamt waren über 200 Feuerwehrmitglieder sowie Mitglieder des Deutschen Roten Kreuzes, der Landes- und Bundespolizei im Einsatz. Zum weiteren Vorgehen wurde die Werkfeuerwehr des Chemieparks Marl alarmiert. Als Mitglied des Transport- Unfall- Informations- und Hilfeleistungssystems (TUIS) der chemischen Industrie ist die Feuerwehr aus solche Schadensereignisse spezialisiert.

Der Einsatz dauert an.

+++ Update Feuerwehr +++

Am frühen Nachmittag trafen die ersten Mitglieder der Transport- Unfall- Informations- und Hilfeleistungssystems (TUIS) an der Einsatzstelle ein und führten gemeinsam mit der örtlichen Einsatzleitung die Erkundung der Einsatzstelle durch. „Im Anschluss wurde gemeinsam entschieden, dass für heute keine weiteren Maßnahmen eingeleitet werden“, so Einsatzleiter Sven J. Mayer. Von der Bundespolizei wurde der Gefahrenbereich auf rund 100 Meter um die Einsatzstelle eingegrenzt und abgesperrt. Mehrere Streifenwagenbesatzungen sichern diesen rund um die Uhr ab. Am morgigen Freitag wird eine erneute Einschätzung der Lage vorgenommen und ggf. weitere Maßnahmen ergriffen.

××× Bundespolizei Info ×××

Wie es zu dem Unfall kam, ob es sich um technisches oder menschliches Versagen handelte, ist Gegenstand laufender Ermittlungen. Über die Dauer der Aufräumarbeiten und der Schadenshöhe können zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Angaben gemacht werden. Aus noch nicht geklärter Ursache fuhr ein Güterzug von hinten auf einen stehenden Güterzug auf. Der auffahrende Güterzug war mit 25 Kesselwagen Propangas beladen, wobei 2 Kesselwagen umkippten und zwei weitere Kesselwagen entgleisten. Auch die Lok wurde stark beschädigt und wurde aus den Gleisen gehoben. An zwei Kesselwagen entstanden Lecks, aus denen nun Propangas austritt. Zusätzlich wurden auf mehreren hundert Meter die Oberleitung abgerissen.

⚠️ *Hinweis an die Bevölkerung* im Zusammenhang mit dem verunglückten *Güterzug bei Dalldorf im Landkreis Gifhorn*:

Im Bereich der Bahnanlage zwischen Meinersen und Leiferde, kann es in der Nacht und den frühen Morgenstunden des 20.11.2022 zu einem *Feuerschein aufgrund einer geplanten Verbrennung von Propangas* aus den havarierten Waggons kommen.

Dies geschieht unter kontrollierten Bedingungen. *Es sind zu jeder Zeit Einsatzkräfte der Feuerwehr vor Ort.*

Bild: Torben Niehs, Kreisfeuerwehr Gifhorn

Text: Presse- & Öffentlichkeitsarbeit der SG Meinersen, Carsten Schaffhauser , Feuerwehr Landkreis Gifhorn

Bilder: FB Presse- & Öffentlichkeitsarbeit der SG Meinersen, Timm Bussmann

Luftaufnahme: Bundespolizeiinspektion Hannover

Update 21.11.22 10:15 Uhr: 
Aktuelle Informationen zur Einsatzstelle Bahnunglück Dalldorf.
Aufbauend auf die Information der vorhergehenden PM:
– Der erste der vier havarierten Kesselwagen ist, soweit technisch möglich leergepumpt. Das restliche Propangas muss nun kontrolliert abgefackelt werden. Der Fackeleinsatz befindet sich aktuell in Vorbereitung.
– Bei einem weiteren Kesselwagen läuft aktuell die Umfüllung des Propangases in einen weiteren Kesselwagen der Deutschen Bahn. Sobald auch hier das Abpumpen, soweit möglich, beendet ist soll auch hier parallel das restliche Gas abgefackelt werden.
– Mehrere explosionsgeschützte Lüfter befinden sich aktuell im Einsatz um das immer noch leckende Propan aus dem Arbeitsbereich der Einsatzkräfte zu befördern
– Aktuell befindet sich ein Voraustrupp der Werkfeuer Volkswagen Wolfsburg auf dem Weg zur Einsatzstelle. Dieser soll prüfen, wie mit Großlüftern an der Einsatzstelle unterstützt werden kann.
– Die ersten mit dem Propangas befüllten Kesselwaggons werden durch die Deutsche Bahn abtransportiert.


Update Bundespolizei Hannover 21.11.2022, 14 Uhr -Ursache ermittelt- :

Nachdem am Donnerstag durch Bahnunfallermittler der Bundespolizei bereits Beweismittel vor Ort und an den für den Bahnbetrieb verantwortliche Stellen sichergestellt wurden, stehen nun erste Ermittlungsergebnisse fest.

Demnach handelt es sich nach ersten Erkenntnissen um kein technisches Versagen des auffahrenden Zuges oder der technischen Sicherungseinrichtung der Bahnstrecke. Die Bahnunfallermittler werteten Daten des Zugbetriebes aus und stellten fest, dass der betroffene Streckenabschnitt durch eine Mitarbeiterin der DB AG fälschlicherweise freigeben wurde, obwohl dort noch ein Güterzug hielt. Die Mitarbeiterin ließ den darauffolgenden Güterzug mit 25 Kesselwagen in diesem Abschnitt mit 40 Km/h fahren, welcher dann auf den stehenden Zug auffuhr. Aufgrund der Kollision kippten insgesamt vier Kesselwagen um, von denen zwei Leck schlugen und das geladene Propangas langsam entwich. Seitdem sind Spezialisten und die Feuerwehr dabei das Propangas zum Teil abzupumpen und abzufackeln. Erst danach können die weiteren Bergungs- und Aufräumarbeiten fortgeführt werden. Der Triebfahrzeugführer wurde bei dem Unfall leicht verletzt.

Foto: Bundespolizei

Gegen die Mitarbeiterin der DB AG wird nun wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr und fahrlässiger Körperverletzung ermittelt.


Update 21.11.22​ 20:20 Uhr:
Aktuelle Informationen zur Einsatzstelle Bahnunglück Dalldorf
Aufbauend auf die Informationen der vorhergehenden PM:

  • Waggon 1: Abfackeln des Restgases läuft seit ca. 11Uhr
  • Waggon 2: Fachfirma hat zerstörte Armaturen und Ventile ersetzt, wird zum Pumpen vorbereitet
  • Waggon 3: Pumpvorbereitungen abgeschlossen, Pumpen beginnt in den frühen Morgenstunden
  • Waggon 4: Abfackeln gegen 14.30Uhr begonnen
  • Derzeit werden Möglichkeiten geprüft, wie man die Waggons erwärmen kann, damit der Gasprozess beschleunigt werden kann.

Update 23.11.2022:

22.11.22, 18:00
Aktuelle Informationen zur Einsatzstelle Bahnunglück Dalldorf
Aufbauend auf die Informationen der vorhergehenden PM:

  • Das Abfackeln musste in der Nacht und im Laufe des heutigen Tages zeitweise aufgrund der kalten Temperaturen und der damit einhergehenden Vereisung der Waggons eingestellt werden. Es wurde ein sogenanntes „Hot Mobil“ zur Wassererwärmung in Betreib genommen, wodurch die havarierten Kesselwagen von außen erwärmt und die Vereisung zurückgeht. Dadurch ist ein Abfackeln wieder möglich.
  • Durch das „Hot Mobil“ werden etwa 12.000 Liter Wasser pro Stunde erwärmt und auf die Waggons aufgetragen. Das Wasser wird dann mittels Schmutzwasserpumpen wieder aufgenommen, um ein Aufweichen des Erdreichs zu verhindern und die Bergung nicht zu verzögern.
  • Durch die im Einsatz befindlichen Werkfeuerwehren wurde im Laufe des Tages eine zweite Fackel in Betreib genommen.
  • Derzeit werden an zwei Waggons noch Abpumparbeiten vorgenommen, aus den zwei anderen havarierten Waggons wird das übrige Gas bereits abgefackelt.
  • Im Laufe des Tages wurden Düsenschläuche von der Samtgemeindefeuerwehr Papenteich an der Einsatzstelle zum Schutz des Waldes vor den Flammen der Fackel eingesetzt. Zudem stellt eine Löschgruppe rund um die Uhr den Brandschutz sicher. Hierfür stehen drei Wasserwerfer in Bereitschaft. Im Laufe des Tages waren die Feuerwehr Hahnenhorn und Ohof für die Sicherstellung des Brandschutzes im Einsatz. Im Laufe der Nacht erfolgt eine Ablöse durch Kräfte der Kreisfeuerwehrbereitschaft.
  • Während der Abpumparbeiten laufen durchgehend explosionsgeschützte Lüfter an der Einsatzstelle, um die Gaskonzentration an der Einsatzstelle niedrig zu halten.
  • Das THW unterstützt die Einsatzkräfte der Feuerwehr weiterhin mit der Strom- und Kraftstoffversorgung. Auch das DRK ist weiterhin zur Versorgung und Absicherung der Einsatzkräfte vor Ort.
  • Die Bundespolizei ist durchgehend mit zwei Streifen vor Ort und sichert die Einsatzstelle ab. Der Leiter der Bundespolizeiinspektion Hannover, Polizeidirektor Martin Kröger, machte sich heute selbst ein Bild von der Einsatzlage und zeigte sich begeistert von der guten Zusammenarbeit der unterschiedlichen Hilfsorganisationen.

Update: 25.11.2022 ​14:00 Uhr:
Aktuelle Informationen zur Einsatzstelle Bahnunglück Leiferde
Aufbauend auf die Informationen der vorhergehenden PM:

  • Seit dem Morgen sind die Waggons 1,2 und 4 komplett fertig zur Bergung
  • Die ersten Werkfeuerwehren hatten mit dem Rückbau begonnen
  • Seit dem Mittag ist auch am Waggon 3 die Sicherheit hergestellt.
  • Von den verunfallten Kesselwagen geht keine Gefahr mehr aus.
  • Die Werkfeuerwehren räumen die Einsatzstelle
  • Die Feuerwehren der Samtgemeinde Meinersen haben ebenfalls mit dem Rückbau begonnen und werden diese am morgigen Samstagvormittag fortsetzen.
  • Sobald alle Schläuche, Pumpen und sonstige Gegenstände eingeräumt sind, wird am Samstag gegen Mittag die Einsatzstelle an die Deutsche Bahn übergeben.
Foto: Michael Gose, Kreisfeuerwehr Pressestelle Gifhorn

Update: 26.11.2022​ 13:00 Uhr:
Aktuelle Informationen zur Einsatzstelle Bahnunglück Leiferde
Aufbauend auf die Informationen der vorhergehenden PM:

  • um 11:27 Uhr hat Einsatzleiter Sven-J. Mayer die Einsatzstelle an die Deutsche Bahn übergeben
  • seit 08.00 Uhr am Samstagmorgen hatten ca. 60 Kameraden mehrere Kilometer Schlauchleitungen entlang der Bahnstrecke eingerollt, sowie Armaturen, Müll und sonstiges Equipment eingesammelt.
  • Ein letztes Mal sorgte in diesem Einsatz die DRK-Bereitschaft für die Versorgung mit Essen und heißen Getränken
  • Mit einem gemeinsamen Mittagessen der Kameraden vor Ort im Zelt an der Einsatzstelle endete der Einsatz für die Kräfte von Feuerwehr, DRK und THW.
Bilder: Timm Bußmann, Pressestelle der Freiwilligen Feuerwehr Samtgemeinde Meinersen

××× Update 29.11.2022 ×××

+++ Bergungsarbeiten haben begonnen +++

Dies ist eine Pressemitteilung der Feuerwehr der Samtgemeinde Meinersen.

2022_11_29 Leiferde Lok verliert Öl

Leiferde. Am Montagnachmittag mussten die Feuerwehren der Samtgemeinde Meinersen erneut ausrücken, um an der Unfallstelle der vergangenen Tage Öl aus der havarierten Lok aufzunehmen. Kurz vor 14:30 am Nachmittag gab es den Alarm, die Feuerwehren aus Meinersen, Leiferde und Hillerse rückten aus. Beim Aufrichten der Lok tropfte Öl aus einem Riss an der Lok. Die eingesetzten Wehren sicherten das Erdreich mit Wannen gegen das Öl. Da nach Bahnangaben über 2000 Liter des Öls an Bord der Lok waren, wurde der Gefahrgutzug aus Gifhorn alarmiert. Dieser rückte mit Auffangbehältern und speziellen Pumpen an. Von der Bahn wurde die am Kran schwebende Lok auf Holzstapel abgesetzt, um so ein sicheres Arbeiten der Feuerwehrleute zu gewährleisten. Nachdem die Auffangbehälter in Position gebracht waren, sollte das Öl kontrolliert abgelassen werden. Doch beim Öffnen des Absperrhahns trat kein weiters Öl aus, der Behälter war bereits leer, so dass davon auszugehen ist, dass das Öl im Untergrund versickert ist. „Der Landkreis Gifhorn war vor Ort, in Absprache mit der Bahn soll der Bereich weiträumig ausgekoffert werden, das kontaminierte Erdreich wird dann entsorgt“, so Einsatzleiter und Samtgemeindebrandmeister Sven J. Mayer. Die Feuerwehren rückten kurz nach 20 Uhr wieder ein.

Text & Bild: FB Presse- & Öffentlichkeitsarbeit der SG Meinersen, Carsten Schaffhauser


××× Update 1.12.2022 ×××

Bergungsarbeiten abgeschlossen. Die Reparaturen an den Gleisen laufen auf Hochtouren. Am 11.12.2022 soll die Bahnstrecke wieder freigegeben werden.